*** *** *** *** *** *** *** ***








KLAUS-PETER DENCKER / "EPIGRAPH TO"

Work on Ezra Pound's poem "Epigraph to Lustra".
These 4 sequences of 16 pages each were made for the project "LA LIVRE"
from FRANCESCO CONZ, who invited and commissioned 56 artists from 1987
till his death in 2010, to do work inspired on Pound's literary legacy.






Laser printing
19 x 29 cm - 74 pages - ring binding
2010, 75 numbered copies
ISBN 978-1-906556-11-2
75 euros - 100 US $ - 60 UK Pds













Zu meiner Pound-Sequenz "epigraph to ...."

Der Verleger, Fotograf, Publizist, Fluxus-Sammler, Francesco Conz, starb mit 75 Jahren am 5. April 2010. Ein Mäzen, ein Kundiger und Freund experimenteller Kunst ist viel zu früh der internationalen Kunstszene verlorengegangen. Sein grösstes Projekt "La Livre" (The Pound), das er seit 1987 mit vielen internationalen Künstlern entwickelte, konnte er nicht beenden. Seine Idee war es, dass sich Künstler in Workshops mit Ezra Pound auseinandersetzen und Arbeiten herstellen, die dann in Originalbüchern weltweit ausgestellt werden sollten. Von 1987 bis 1992 lud Francesco zusammen mit der Tochter Pounds, Mary de Rachewitz, zu diesen Workshops auf der Brunnenburg in der Nähe von Meran ein. Ezra Pound hatte von 1958 bis 1962 auf der Brunnenburg sein Hauptwerk, die Cantos, verfasst. Er wollte dort auch eine kulturelle Begegnungsstˆ§tte ins Leben rufen, was ihm aber zu Lebzeiten nicht gelang. Mit den Workshops und dem Projekt "La Livre" folgte Francesco quasi diesem Wunsch. Nach den Workshops beauftragte Francesco weitere Künstler, Arbeiten für das Pound-Projekt zu verfassen. Nach einem schweren Unfall kam dann das Projekt 2003 zwar ins Stocken, wurde aber von Francesco trotz schwerer, unfallbedingter Einschränkungen bis zu seinem Tod weitergeführt, so dass heute Arbeiten von 56 Künstlerinnen und Künstler vorliegen: Demestenos Agrifiotis, Fernando Aguiar, Jean Francois Bory, Dmitrij Bulatov, Augusto de Campos, Haroldo de Campos, Ugo Carrega, Henri Chopin, Costis, Klaus Peter Dencker, Jean Dupuy, Bartolome Ferrando, Lawrence Ferlinghetti, John Furnival, Heinz Gappmayr, Ilse Gernier, Pierre Garnier, John Giorno, Eugen Gomringer, Bohumila Grögerova, Klaus Groh, Bernhard Heidsieck, Dick Higgins, Josef Hirsal, Motoyuki Ito, Richard Kostelanetz, Robert Lax, Steve McCaffery, Jackson Mac Low, Stelio Maria Martini, Eugenio Miccini, Enzo Minarelli, Alain Arian-Misson, Franz Mon, Shutaro Mukai, Rea Nikonova, Ladislav Novak, Maria Oberto, Martino Oberto, Clemente Padin, Decio Pignatari, Bern Porter, Jerome Rothenberg, Gerhard Rühm, Sarenco, Konrad Balder Schäuffelen, Michel Seuphor, Jacques Spacagna, Vagn Steen, Shohachiro Takahashi, Luigi Tola, Arrigo Lora Totino, Karel Trinkewitz, Rodolfo Vitone, Wolf Wezel, Emmett Williams.

Mein Beitrag entstand in den Jahren 2001 - 2003 in vier Teilen mit jeweils 16 Blättern. Ausgangspunkt war das Pound-Gedicht "epigraph to Lustra" (1916). Aus diesem Gedicht habe ich im 1. Teil verschiedene semantische, musikalische und mathematisch-geometrische Modelle abgeleitet. Die Texte in roter Schrift sind Pound-Texte aus seinen theoretischen Arbeiten, - ganz meiner Arbeitsweise folgend: als Kombination von Theorie, Poesie, Visualität/Modellerfindung. Dabei entstand eine besondere Struktur, markiert durch 8 Kinderköpfe mit roter und 8 Kinderköpfe mit grüner Schleife, einander abwechselnd. Die Roten entwickeln aus dem Gedichttext Wort-Konstellationen. Die Grünen bieten 4 Modelle mit den Themen "Wörter/Buch-staben", "Vokale", "neue Wörter aus alten", "Musik". Es korrespondieren immer zwei aufeinander folgende Blätter der roten und grünen Schleifen : z. Bsp. 3 und 5, 4 und 6, 7 und 9, 8 und 10 usw. Alle Modelle gehorchen sehr strengen mathematischen Formeln, d. h. es gibt keine Wirklichkeit ausser der Setzung der unwillkürlichen Formel. D. h. weiter: das Gerüst von Blatt 3 bis 17, die Sezierung des Pound-Textes als ein übergreifendes Modell wird nach dem angegeben Prinzip umspielt von den vier anderen Modellen.

Während der 1. Teil sich mit der mathematisch konkreten Auflösung des Pound-Textes befasst, erörtert der 2. Teil vor dem Hintergrund des von Pound herausgegebenen Fenollosa-Aufsatzes "Das chinesische Schriftzeichen als poetisches Medium" in Ergänzung zum Pound-Text die Beziehungen zur Visuellen Poesie. Teil 3 setzt unter Verwendung der Blätter von Teil 1 die Ueberlegungen ins Poetische fort, was in Teil 4 unter Verwendung der Blätter von Teil 2 in eine Geschichte mündet, - dann ganz Poesie wird.

Neben der "Reise nach Rom" (1979-1980) ist dies meine längste Sequenz, in der im Gegensatz zur "Reise nach Rom", die sich linear entwickelt) auf mehreren korrespondierenden Ebenen (der theoretischen, der poetischen, der biografischen) von Teil zu Teil, von Blatt zu Blatt, einerseits linear, aber zugleich auch kalkuliert sprunghaft vor- und zurückgreifend ein Bedeutungsnetz für die Entfaltung einer Geschichte geknüpft wurde.

Dies ist wohl die erste Veröffentlichung einer Arbeit aus dem "La Livre"-Projekt von Francesco Conz. Die Originalblätter befinden sich im Eigentum des Archiv Conz/ Verona. Noch zu Lebzeiten hatte Francesco sein Einverständnis für diese Publikation gegeben. Dafür und für vieles andere mehr, was ich in den Jahren unseres Kontaktes und herzlicher Begegnungen in Deutschland und Italien durch ihn erfahren durfte, bin ich sehr dankbar. (Klaus Peter Dencker, im Juni 2010)



KLAUS PETER DENCKER
http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Peter_Dencker
http://www.lyrikline.org

Born 1941 in Lübeck/Germany. Studies in german and japanese literature. Dr. phil. 1970; Professor of Media-Theory and Media-Practise at the University of Trier 1985 - 2001; 1985 till 2002 also at the Ministry of Culture Hamburg. Filmmaker (more the 100 films for the German Television), Visual Poet (since 1970 international exhibitions and publications). Dencker did the first TV-film (ARD/HR) and the first german anthology (Textbilder-Visuelle Poesie inter-national. DuMont,K öln) about Visual Poetry in 1972. Dencker-Archive at the Kunstbibliothek Berlin/Berliner Museen/Stiftung Preussischer Kulturbesitz with works of his own (more then 700 pages) and books (more then 500). The first monograph with biography, bibliography and works from 1965 till 2005: Klaus Peter Dencker, Visuelle Poesie 1965-2005. Ed. Kunstbibliothek Berlin/Stiftung Preussischer Kulturbesitz, Weitra(A) 2006. Publications a. o.: Textbilder-Visuelle Poesie international. DuMont Dokumente Köln 1972; Deutsche Unsinnspoesie. Reclam Verlag, Stuttgart 1978; Visuelle Poesie. Queisser Verlag, Dillingen 1984; K(l)eine Poetik. (Eine Auswahl zum Sechzigsten von Klaus Peter Dencker). Edition Fundamental, Köln 2001; Renshi 2000 - 02. (Ein Kettengedicht deutscher und japanischer Visueller Poesie, verfasst und herausgegeben von Klaus Peter Dencker zusammen mit Yasuo Fujitomi, Motoyuki Ito, Hiroo Kamimura, Shutaro Mukai, und Shohachiro Takahashi. Hybriden Verlag, Berlin 2002; LW-Sequenz. Eter de Panji-Edition, St. Petersburg (=Visual World Poetry 2003); Antinomy (Peace/War). Zusammen mit Hiroshi Tanabu. Tokyo (=Tanabu-Edition Nr. 27), 2003; Poetische Sprachspiele. Reclam Verlag, Stuttgart 2003; VERS T EHEN. Squares and Sequences. Redfoxpress, Dugort, Achill Island, County Mayo/Ireland 2007; AMBIGUITY & MORE. Sequences. Redfoxpress, Dugort/Achill Island, County Mayo/Ireland 2010; Optische Poesie - von den praehistorischen Schriftzeichen bis zu den digitalen Experimenten der Gegenwart. Verlag de Gruyter, Berlin/New York, Fall 2010. His works are in many international museums around the world. Art-Prizes 1972 (Kulturpreis Erlangen), 1982 (Förderpreis zum Kunstpreis Berlin) a. o.




REDFOXPRESS
Francis Van Maele
Dugort, Achill Island, County Mayo, Ireland